Just Another Fachmarktzentrum
In Österreich haben sich scheinbar nicht nur die Kreisverkehre wie eine virale Infektion verbreitet, nein, auch die sogenannten „Fachmarktzentren“ sind wie die metaphorischen Schwammerl aus dem Boden geschossen.
Am Rande der Städte und Ortschaften, manchmal sogar im Nirgendwo, sind diese ein deutliches Symptom für allgegemwärtige Verfügbarkeit des motorisierten Individualverkehres – schliesslich kommen im Jahr 2014 4,7 Millionen angemeldete PKW’s auf 8,47 Millionen Österreicher – und wer schon mal mit dem Rad zu einem solchen „Fachmarktzentrum“ gefahren ist, weiss, dass das nicht sehr amüsant ist.
Bei jedem angedrohten Bau eines solchen „Gewerbegebietes“ kommen von den zuständigen Gemeinden dieselben Argumente, dass hier ein Möbelhaus fehlt, ein Baumarkt nötig wäre, ein Elektromarkt die Kunden glücklich machen würde, vorallem aber, dass die Abgaben und Einnahmen die Gemeindekassa füllen mögen.
Die salzburger Landesregierung hat der Gemeinde Hallein den Bau eines solchen Fachmarktzentrums untersagt, mit der, nicht ganz unrichtigen Begründung, dass dieses Projekt der Innenstadt den wirtschaftlichen Todesstoss geben würde.
Und dies ist eine subjektive Empfindung, die sich nicht nur in Hallein zu beobachten lässt: dass die Einkaufszentren und Gewerbegebiete wie Vampire am Rand der Stadt hängen und den Innenstädten langsam und beharrlich das Leben aussaugen. Diese subjektive Empfindung lässt sich auch mit Fakten & einer schönen Studie untermauern (siehe die Links am Ende des Artikels), es gibt sogar einen Dokumentarfilm über diese Problematik: Global Shopping Village aus 2014 von Ulli Gladik.
Dies lässt sich besonders gut in Wiener Neustadt beobachten: mit den Fachmarktzentren an jeder grösseren Ausfahrt der Stadt, dem 2015 massiv erweitertem Einkaufszentrum „Fischapark“, ebenfalls an der Perpherie, stehen im innerstädtischen Bereich immer mehr Geschäfte leer zur Vermietung.
Ja, die Problematik sind natürlich die Parkplatzsituation, nonaned, wenn jeder Zweite, vom Säugling bis zum Greis, ein Auto besitzt, die Mieten in der Innenstadt so teuer sind, (najo, weil’s im Einkaufzentrum gratis sind…) und man vielleicht ein paar Meter zu Fuss, im Freien (!!!), zurücklegen muss.
In diesem Fall sind wiedermal kompetente Stadtplanung gefragt, ein intelligentes Konzept öffentlichen Verkehrs und ein attraktiv gestaltetes Angebot an Möglichkeiten des Konsums, Waren UND Gastronomie, für Kunden UND Gewerbetreibende!
Denn die Zukunft liegt nicht immer im Bigger, Better (more Absorbant), nein, die Zukunft liegt in der persönlichen Bindung, im kleinen Shop mit ausgesuchter Ware und fachkundiger Beratung.
Im kroatischen Izola wurde im Jahre 2000 (!!!!) Geschäftslokale im brachliegenden Stadtkern für einen symbolischen Wert an Künstler und Handwerker vermietet – dieses Konzept scheint sich, wenn man Google’s Suchergebnissen Glauben schenken darf, auch hierzulande zu verbreiten.
Hoffentlich genauso viral, so wie die elenden Kreisverkehre.
Links:
CIMA Studie
Gemeldete Fahrzeuge
Global Shopping Village
Fachmarktzentrum Hallein
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