Erlösung durch Reisen

Published On 2016-02-06 | By Roland | Sweet Spots, Trash-Talk, Untergrund

In unserer modernen Gesellschaft verheissen viele Dinge Erlösung aus dem tristen und schnöden Alltag – und passend zu den Anforderungen der Leistungsgesellschaft ist persönliche „Erlösung“ nicht ausreichend, es muss auch anderen, viel grösseren Anforderungen entsprochen werden.

Eines dieser erlösungsverheissenden Dinge ist „das Reisen“.

Ein schier unendliche Anzahl wundersam erklugter Zitate noch viel erschlauterer Persönlichkeiten berichtet von den Vorteilen des Reisens: innerer Reichtum, osmotisch aufgenommene Toleranz für fremde Kulturen, erfüllte Lebenszeit, wundervolle Erinnerungen, und noch viel mehr Dinge, die das Leben in unserer Gesellschaft zu geben nicht fähig ist.
Derjenige, der zu Hause bleibt, dem bleiben diese wunderbaren Dinge versagt: sein Alltag ist grau und trist, sein Weltbild eng und beschränkt, er ist der Antagonist des modernen Kosmopoliten.

Und, verflucht nochmal, wo ist die Relevanz zu untergrund.city?

Der Verfasser dieser Zeilen ist der Meinung, dass man, um etwas wirklich kennenzulernen (oder zu können), sich damit auseinandersetzen muss. Nicht nur oberflächlich zu betrachten. Um eine ganz flache Metapher zu bemühen: in die Tiefe zu gehen!

Nur so kann man die volle Dimension, das volle Bouquet eines Themas, oder in diesem Falle: eines Ortes, wahrnehmen.

Am Beispiel Österreich: für die Betreiber dieser Seite liegt der wahre Reiz dieses Landes an jenem Ort, der nur zwischen den Zeilen zu erfahren ist. Der etliche Glanzlackschichten unter dem touristischen Bling-Bling liegt.

Im Untergrund.

Und der kann, als Nicht-Eingeborener, auch beim fünften Besuch des Landes mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wahrgenommen werden. Unter anderem, weil das Verständnis für die Feinheiten im kulturellen Kontext fehlt und vieles dann nur im Sinne einer „Freakshow“ erscheint.
Wortspiele in einer fremden Sprache ergeben auch nur dann Sinn, wenn die Kenntnisse derselben gut genug sind.

In diesem Artikel geht es nicht darum anderen Menschen das Reisen zu verleiden, dem Verfasser geht es nur darum, dass, so Erlösung aus dem persönlichen Alltag denn nötig sei, diese an keinen Ort gebunden ist und viele Wege ins metaphorische Rom führen. Der Erleuchtung ist egal, wie Du sie erlangst.

Trotzdem ist es sehr typisch für diese Gesellschaft, dass Quantität und Oberflächlichkeit vor Qualität und Substanz stehen, dass Konsumation viele Gesichter hat und göttliches Gebot zu sein scheint.

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About The Author

Vater, DJ, Photograph, Grafiker und neuerdings auch Schreiberling für untergrund.city. Goddammit, welch Karriere!

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