Ein kleines bisschen Freakshow

Published On 2016-04-15 | By Roland | B-Seiten, Trash-Talk

Grundsätzlich ist es schön, wenn österreichische Acts in den Medien präsent sind, in den letzten Jahren wirkt es sogar so, dass dies vorallem in der Musikszene mehr als ein kurzes Strohfeuer sein könnte. Man denke an Wanda, Bilderbuch, Parov Stelar oder Nazar.
Die erstarkenden nationalistischen Tendenzen Europas haben bei den Künstlern scheinbar zu einem grösseren Selbstvertrauen in die eigene kulturelle Identität geführt, was so ziemlich das einzig Positive an diesem äusserst bedenklichen Umstand ist.

Grundsätzlich.

Es gibt in diesem Land auch ganz geniale Musiker, die der breiten Masse vielleicht nicht ganz so bekannt sind, wie zum Beispiel Ernst Molden, Walther Soyka, der Nino aus Wien, Clara Luzia, Soap & Skin, Bic Mack, Attwenger, HVOB oder das Label „Schönbrunner Perlen„, die trotzdem etwas sehr „österreichisches“ in ihrer Musik transportieren, etwas, das auch künstlerischem Anspruch gerecht wird.*

Grundsätzlich.

Und dann gibt es Act’s, die von der breiten Masse gefeiert und den heimischen Medien hofiert werden, deren Erfolg und Beliebtheit dem Verfasser dieser Zeilen vollkommen unverständlich sind. Das positivste, das sich über diese Künstler sagen lässt, ist, dass sie mit ihrer Musik Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, zusammenbringen. Die schlicht gestrickten Songs werden in der Fankurve des Ernst-Happel-Stadions, beim Zeltfest in Rohr Am Gebirge und beim Donauinselfest, meist unter schwerem Einfluss von Alkolhol, skandiert und gegröhlt, in weiterer Folge findet man die Protagonisten beim Musikantenstadl oder als Funact beim Nova-Rock.

Der Grund hierfür liegt möglicherweise im Mundl-Paradoxon: es wird eine Figur portraitiert, die angebliche landestypische Eigenheiten in stark überzeichneter Form aufweist. Somit fällt die Identifikation sehr leicht, sie ist „einer von uns“, aber gleichzeitig ist diese Überzeichnung so stark, dass es beim Zuseher zu einer Erleichterung „so, gottseidank, nicht zu sein“ kommt. Ergo wie eine dieser alten Freakshows, bei denen groteske Missbildungen zur Belustigung vorgeführt werden, um der mangelnden Perfektion des Publikum die Schärfe und Brisanz zu nehmen. Hier seien DJ Ötzi, Seiler und Speer oder Alkbottle als Beispiele zu nennen.

Deswegen „Grundsätzlich“.
Auch wenn diese Künstler eine nützliche Funktion erfüllen mögen – in der Natur finden sich ausreichend Bespiele von nicht ganz so attraktiven „Nützlingen“, so sind diese Act’s weder etwas, auf das man als Österreicher stolz sein kann, noch etwas, dem man sich unbedingt aussetzen muss.

 

 

*: …und die, so nebenbei, die Betreiber dieser Site sehr schätzen – mehr zu den Künstlern: einfach auf den gewünschten Namen klicken!

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About The Author

Vater, DJ, Photograph, Grafiker und neuerdings auch Schreiberling für untergrund.city. Goddammit, welch Karriere!

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