Musik, Stil und der Untergrund
Wenn man sich ein wenig mit dem Thema „Untergrund“ beschäftigt, so landet man zwangsläufig bei der Musik, denn der Geschmack derselben ist nicht nur Ausdruck von Persönlichkeit, sondern wird in der Gesellschaft auch als Gruppenzugehörigkeit gewertet.
Das erste Offensichtliche, je beliebter ein Musikstil ist, so kommerziell erfolgreicher ist er, ist natürlich nicht das, was uns auf untergrund.city als Thema interessiert. Wir graben ein wenig tiefer in der metaphorischen Plattenkiste und suchen uns die Unbequemen, die Rebellen, die Avantgarde und das Ausserordentliche.
Das zweite Offensichtliche, dass Qualität nicht immer ein Kriterium von Erfolg ist, ist für untergrund.city aber sehr wohl ein wichtiger Bestandteil für die Auswahl der vorgestellten Künstler und Stile. Die Qualität, der Anspruch, kompositorisch, technisch und musikalisch geben in dieser neuen Rubrik den Ton an.
Dem dritten Offensichtlichen, dass die, nennen wir sie jetzt mal „Avantgarde“, früher oder später in der Mitte der Gesellschaft ankommt, schenken wir nur bedingt Beachtung.
Dieser Effekt scheint dem Lebensrythmus derer zu folgen, die dieser Musik anhängen: die musikalische Reife wird vorallem in den Jahren der Adoleszenz geprägt und ist – tendenziell – mit 30 verknöchert. Der gesellschaftlichen Norm folgend treten dann andere Themen in den Mittelpunkt: Job, Familie, Anpassung, Bequemlichkeit, belohnt durch Karriere und monetäres Wohlergehen. Deswegen wirken die Konservativen und Bobos, die alkoholisiert RATM’s „Fuck you, I wont do what you tell me!“ skandieren, auch so verstörend auf empfindliche Gemüter wie das meinige.
Diese Ambivalenz der glorifizierten Jugendkultur des 20. Jahrhunderts scheint unumgänglich: wir freuen uns auf die Zukunft, in der Peter Doherty in jenen Penionistenheimen auftritt, die bis vor Kurzem noch seinem Namensvetter Peter Alexander vorbehalten waren.
All dies ist in dem wunderbaren Zitat R.A.Wilson’s zusammengefasst: „Es braucht nur 20 Jahre bis ein Liberaler ein Konservativer wird ohne auch nur eine einzige Idee zu ändern.“
Die Auswahl der Themen ist schwierig: Minimalmusik ala Olafur Arnalds entspricht genauso den obigen Kriterien wie zB Goa, zu dessen Veranstaltungen zwar zehntausende Menschen pilgern, der in den „klassischen“ Medien jedoch praktisch inexistent ist.
Wir werden unterschiedliche Stile vorstellen, Stile, die bereits da waren und nahezu in Vergessenheit geraten sind, Subkategorien, denen niemals grosser Erfolg beschieden war und natürlich den neuen, heissen Scheiss.