Austropop – Warum ich kotzen könnte!
Östrerreich ist ein Land der Verniedlichung. Wir essen gerne unser „Bratl“ mit „Safterl“ und zum Nachtisch gibts ein „Cremeschnitterl“. Dort fällt uns die Verniedlichung noch auf und amüsiert uns manchmal sogar, aber oft sind geläufige Begriffe, nichts mehr als eine Abfälligkeit, ein Kleinhalten von Dingen und eigentlich nur eine Degradierung.
Dieses Land, das ich meine Heimat nenne, hat dieses Verhalten besonders gegenüber seiner neueren Musik perfektioniert.
Das heute Radiosender wie Ö3 & Co. So gut wie keine zeitgenössische, österreichische Musik spielen ist nicht mal mehr eine kleine Randnotiz im Blätterwald, keine Neuigkeit, geschweige denn eine Schlagzeile wert, es lockt auch keinen Kiffer hinter dem Ofen hervor. Aber warum dann meine Empörung??
Ganz einfach: Wir haben in Österreich herrlich begabte Musiker (und auch Musikerinnen, mich nervt dieses große „I“) aus allen Genres. Singer/ Songwriter, Country, Folk, Jazz, Blues, Hip-Hop und, und, und……aber kaum lässt einer einen Schaas auf Mundart, oder schlicht in Muttersprache, verpasst man ihm das Prädikat „Austropop“. Es ist dabei egal welcher „wirklichen Musikrichtung“ Er oder Sie angehört. In der Kategorie Austropop finden wir Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Sigi Maron und daneben Falco und Supermax. Auf mich wirkte das immer so: „Ja, ist eh lieb was ihr da so machts, aber echte Musik ist es halt nur außerhalb der Grenzen, oder es ist Klassik“
Scheinbar wird alles getan Talent klein zu halten, versorgen wir unseren geografischen Napoleonkomplex nur mit weiteren Psychosen, damit die heimische Musik weiter vor sich hin gammelt. Ich kann gar nicht so viel fressen wie ich kotzen möchte. Glück haben lediglich die Subkulturen, die überhaupt zu klein sind um wahrgenommen zu werden, zB Hip-Hop. Wenn mir nach einem Gig einer erzählt ich würde guten Austropop machen, müsst er schnell zu seinem Auto laufen, weil meine Homies in so kolossal herrichten würden, manchmal ist es schön ein Klischee bedienen zu können………..
Doch falsch gedacht, denn Wikipedia definiert Austropop als in Österreich geschaffene/produzierte Musik seit den 1960er Jahren. In der Liste der Interpreten steht doch tatsächlich ein Vertreter meines Genres: „Total Chaos“
Man darf mit Recht entsetzt sein. Eigentlich gibt es also, wenn es um österreichische Musik geht, laut Definition, nur drei Musikrichtungen. Klassik, Jazz – allerdings nur wenn er instrumental ist und – welch eine Überraschung – Austropop. Vielleicht liegt hier die Wurzel allen Übels, vielleicht ist das des Pudels Kern, vielleicht liegt hier der Hase im Pfeffer, vielleicht liegt hier die Hämorrhoide am Arschloch des Musikverstandes in Österreich. Wer soll uns ernst nehmen, wenn wir uns anscheinend selbst nicht ernst nehmen. Wir Sind keine Musiker mehr, wir sind Austropopper und möglicherweise wird es Zeit das einfach einzusehen und ,wie in diesem Land üblich, zu resignieren. Ich bemühe mich weiterhin, so gut es geht, dieses böse Wort zu vermeiden. Für mich bleibt Ernst Molden ein Blues- bzw. Folksänger und wenn ich gerade ein Viertel Weiß in der Hand halte, ist er möglicherweise ein Wienerliedsänger, nicht Mehr nicht Weniger. Also beseitige ich den Schaum vor meinem Mund, werde gepflegt eine rauchen und mir wieder eine Dose öffnen und dann am Abend in der Wirkung des Alkohols Vergessen suchen, wie wir das schon immer gemacht haben. Denn Gott sei dank, leben wir in einem Land der Trinker, wo saufen bis man ins Koma fällt, toleriert wird. Manchmal möchte ich auch genau das tun, doch ich habe Angst davor im Koma meine Umgebung wahr zu nehmen, denn vielleicht gibt es eine mitleidige Krankenschwester, die mir ein Radio ans Bett stellt, einschaltet und dann höre ich es…….Austropop und schon bin ich am Kotzen!