Das „kleine“ Glücksspiel
Und wieder hat ein neues Wettbüro in Wiener Neustadt eröffnet.
Und wieder frage ich mich, wie diese hohe Dichte an Wett- & Automatencasinos überhaupt überleben kann, wie kann dieser Markt in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und am Boden liegender Wirtschaft diese Menge an Unternehmen erhalten?
Scheinbar funktioniert es, seit Jahren warte ich vergeblich darauf, dass sich dieser Zweig als Lehman’sche Blase herausstellt und eine weitere Unzahl an Geschäftslokalen leersteht.
Aber, wie gesagt, vergeblich. Also habe ich mich an ein bisschen Recherche gemacht:
Am 18.9.2015 sind auf der Homepage der Wirtschaftskammer 23 Wettbüros in Wiener Neustadt und 624 in Wien gelistet – obwohl im Bundesland Wien das „kleine Glücksspiel“ per Gesetz seit 1.1.2015 verboten ist. Wobei „kleine“ Standorte, also Standorte mit weniger als 15 Automaten, wie zB der Würstlstand, keine eigene Konzession benötigen, und somit nicht als „Wettbüro“ gelistet sind.
64.000 Österreicher galten 2011 als Spielsüchtig.
Auf der Site der Spielsuchthilfe sind 85% der Klienten Männer, hauptsächlich betroffen sind die 25-40 Jährigen, berufstätig und unabhängig vom sozialen Status. Speziell durch die Liberalisierung des „kleinen Glücksspiels“ sind die Zahlen der Diagnose „Spielsucht“, die von der WHO 1991 in das „maßgebliche Diagnostische Verzeichnis psychischer Störungen ICD-10“ (im Abschnitt: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen) aufgenommen wurde, geradezu explodiert.
Eine Studie des Forschungsinstitutes Joanneum Research hat ergeben, dass im Jahr 2006 die sozialen Kosten der Spielsucht alleine im Land Steiermark 3,8 Millionen Euro ausmachten.
Glücksspiel, das mit Lotto, Brief.- & Rubbellosen zum österreichischen Alltag gehört, verursacht natürlich nicht nur bei den Betroffenen Spielsüchtigen grossen Schaden, Schäden wie zB Depressionen, zerbrochene Beziehungen, Verschuldung, Schlafstörungen, Selbstmordgefahr, etc., nein, die Angehörigen kommen ebenfalls zum Handkuss. Australische Studien berechnen ebenfalls die entstehenden sozialen Kosten für Angehörige dazu, dies würde den Wert der oben angeführten 3,8 Millionen Euro in der Steiermark schlagartig auf 57 Millionen erhöhen. Die Einnahmen im gleichen Zeitraum belaufen sich auf 50 Millionen.
Naja. Da stellt sich dann schon die Frage nach dem warum.
Ein Blick auf das Betriebsergebnis der Novomatic AG aus dem Jahre 2013 erklärt es dann: Umsatz 1,684 Milliarden Euro, 16.000 Mitarbeiter.
Alles klar?
Quellen (Links):
Spielsuchthilfe
Springermedizin.at
Hilfsverein für Spielsucht
Novomatic