Tipps für angehende Rapper Teil I

Published On 2016-03-02 | By Klaus | Menschen, Trash-Talk, Urbanes

Du willst Rapper sein? Echt jetzt?

Es ist also passiert. Du bist von Rap so angetan, hoch inspiriert und/oder der Meinung du kannst das sowieso besser als der ganze andere Rest. Gute Entscheidung!

Ein paar Dinge könnten dir möglicherweise helfen, vielleicht verschafft dir dieser Leitfaden einen kleinen Vorteil im Vergleich zu der ganzen Einheitssuppe, die in der Szene gammelt. Es gibt ein paar ganz wichtige Ratschläge wenn man zu rappen beginnt, die einem leider Freunde und Familie nicht geben können, die wichtigsten Punkte habe ich hier mal zusammengefasst:

  1. DU BIST SCHEIßE
  2. DU BIST WIRKLICH SCHEIßE
  3. GANZ IM ERNST, UNGELOGEN, DU BIST TOTAL SCHEIßE
  4. VERTRAU MIR, AUCH WENN ES DIR NIEMAND SAGT UND DICH ALLE LOBEN, DU BIST WIRKLICH SCHEIßE UND DAS WIRD SICH SO SCHNELL NICHT ÄNDERN…

Noch da? Nicht weggeklickt? Gut, du hast den ersten Schritt in eine größere Welt getan. Das war nötig. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du bist ernsthaft bereit dich mit Rap auseinander zu setzten oder dein Ego ist so groß, dass du denkst die oben genannten Punkte treffen nicht auf dich zu. In diesem Fall lass dir nochmal gesagt sein WIE scheiße du eigentlich bist.

Das soll keineswegs herablassend sein, aber die Erfahrung zeigt, dass viele junge oder unerfahrene Rapper keinen Funken an Talent besitzen dafür aber ein Ego, dass das von Falco und David Bowie in den Schatten stellen würde. Für Rap brauchts aber ein bisschen mehr als ein riesiges Ego und zwar einen Hauch an Sprachbegabung, man sollte bis Vier zählen können (dazu im nächsten Teil mehr) und man sollte etwas zu sagen haben, dass man auch verkörpern kann. Es finden sich auf Youtube unzählige Rapvideos aus den hiesigen Landen, die toll produziert sind – die Videos, nicht die Songs – aber der Rest ist so grottig, dass einer Sau graust.

Das wichtigste zuerst. Leg dir ein Textbuch zu, hüte es wie deinen Augapfel und dann schreib los, mach dir keine Gedanken über Reime. Schreib!

Schreib am besten täglich und wenn es nur ein paar Zeilen sind. Wenn dir im Halbschlaf ein witziges Wort in den Sinn kommt: Schreib es auf! Wenn du eine ungewöhnliche Zeile in der U-Bahn hörst: Schreib sie auf!

Von jetzt an ist dein Textbuch immer dabei und du solltest dir zumindest zwei Bücher zulegen, sofern du sie noch nicht besitzt: Ein Österreichisches Wörterbuch und ein Fremdwörterbuch. Warum? Tja, dein Wortschatz ist zu klein! Kein Mensch der sich mit Rap beschäftigt will „Haus, Maus, raus, Applaus“ Songs hören. Setzt dich am Abend hin, schlag eines der beiden Bücher auf und schreib dir Worte raus. Worte die jeder kennt, das ist immer die Grundbedingung und Worte auf die man selbst nicht kommen würde. Durch die alphabetische Anordnung in einem Wörterbuch ergeben sich automatisch allerhand Alliterationen. (Wer nicht weiß was eine Alliteration ist, kann ja in einem Fremdwörterbuch nachschauen oder betrachtet das Ende des vorherigen Satzes noch einmal)

„Aber ich will doch nur rappen!“

Wach auf! Die 90er sind vorbei! Heute lockst du keinen Kiffer mehr mit dem Einheitsbrei hinter seinem Ofen hervor. Solltest du kein natürliches Talent für Rap mitbekommen haben, hilft dir nur Übung. Das Positive ist, es geht schneller als du dir vielleicht denkst und auch wenn das jetzt nach Gymnasiallehrer klingt, es kann echt Spaß machen. Setz dich in den Park, rauch dir eine an, beobachte die Leute und schmöker durch eines der Bücher und schreib auf was dir durch den Kopf geht. Nichts ist im Rap langweiliger, als jemand, der nichts mitzuteilen hat, der keine Geschichten zu erzählen hat, der keine Ahnung von Sprache hat, denn die Sprache ist es, die dem Rapper seine Stärke verleiht, wenn ich mal einen Satz von Obi-Wan stehlen darf. Sprache ist ein wichtiger Punkt. Rap immer in deiner Mutter- beziehungsweise deiner Landessprache, man hört den Unterschied. Nichts ist schlimmer als ein Rapper bei dem man hört, dass er in seiner „Rapsprache“ nicht wirklich sattelfest ist. Deutsch bietet sich deshalb an, weil es eine sehr kantige Sprache ist, die einem, wenn man mal etwas Routine hat, das Reimen eigentlich sehr leicht macht.

Wenn du das alles beherzigst und Rap und seine Kultur respektierst, werden sich rasch kleine Erfolge einstellen. Hör soviel Rap wie du kriegen kannst, leg deine Scheuklappen ab und begegne der Musik möglichst frei von Vorurteilen. Schreib so viel du kannst, probiere,  experementiere, nur schreib und vergiss nie, dass deine ersten Texte wirklich, wirklich scheiße sein werden! Das ist ok, das waren sie bei allen anderen Rappern auch……

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About The Author

Literat, HipHop-Artist, Mentalist, Zauberkünstler mit Affinität zur heimatlichen Kultur. Schaut schonungslos hinter die Fassade des stereotypen Österreichs und findet sogar Gefallen daran.

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